Forschungsprojekte

Guillaume de Machaut
Praktische Editon der weltlichen Werke

von Christian Berger

Auf den folgenden Seiten möchte ich Editionen einiger Werke Guillaumes de Machaut vorstellen. Das Ziel ist es, die Werke in ihrem modalen Kontext zu verankern und so das Material zu einer Aufführung bereitzustellen, die diesem Kontext innerhalb der Hexachordlehre entspricht.1 Außerdem versuche ich die Anregungen von David Maw aufzunehmen und die Modus-Schreibweise zu integrieren.2
Die Edition stützt sich neben der Ausgabe von Leo Schrade vor allem auf die Handschrift A (F-Pn frç. 1584), nimmt aber auch Anregungen vor allem der frühesten Handschrift C (F-Pn frç. 1586) auf. Es geht nicht um eine kritische Edition, wie sie an anderer Stelle vorbereitet wird.
Jedes Stück ist dabei mit einem Kommentar verbunden, der die jeweilige modale Situation bestimmt und daraus die Schlussfolgerungen für die Auswahl der Hexachorde zieht.
Das Bild stammt aus der Machaut-Hs A, f. Fv.

On the following pages I would like to present editions of some of Guillaume de Machaut's works. The aim is to anchor the works in their modal context and thus provide the material for a performance that corresponds to this context within hexachord theory. I have also tried to incorporate David Maw's suggestions and to integrate the modus notation. The edition is based primarily on manuscript A, alongside Leo Schrade's edition, but also incorporates suggestions from the earliest manuscript C in particular. It is not a critical edition of the kind being prepared elsewhere.
Each piece is accompanied by a commentary which determines the modal situation and draws conclusions for the choice of hexachords.

Voraussetzungen der Edition | Preconditions of the edition

Biauté qui toutes autres pere (Ballade 4)

Edition | Kommentar | Commentary

Esperance (Ballade 13)

Edition | Kommentar

Je ne cuis pas (Ballade 14)

Edition | Kommentar

Je sui aussi (Ballade 20)

Edition | Kommentar

Honte paour (Ballade 25)

Edition | Kommentar | Commentary

Plourez, dame (Ballade 32)

Edition | Kommentar | Commentary

Ay mi! dame de valour (Virelai 3)

Edition | Kommentar

  1. Vgl. dazu meine Einführung in: Christian Berger und Stefan Häussler, Die Musik des Mittelalters (= Musikwissen kompakt), Darmstadt 2019, S. 72-88 und 145-153. ↩︎
  2. David Maw, «‹Trespasser mesure›. Meter in Machaut’s polyphonic songs», in The Journal of Musicology 21 (2004), S. 94; vgl. dazu Christian Berger, “Warum drei? Modus-Notation in Machauts Balladen”, in: Beredte Musik. Konversationen zum 80. Geburtstag von Wulf Arlt, hg. von Martin Kirnbauer (= Schola Cantorum Basiliiensis. Scripta 8), Basel 2019, S. 29-36. ↩︎

Musik kompakt – seit 2019

Die Reihe Musik kompakt wird von Christian Berger und Ludwig Holtmeier in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt herausgegeben.
Bei dieser Studienreihen geht es darum, den Studierenden (aber natürlich auch allen sonstigen Interessierten) eine günstige und inhaltlich aktuelle und möglichst am Studium orientierte Einführung zum Thema an die Hand zu geben.

  • Berger, Christian und Stefan Häussler, Die Musik des Mittelalters (= Musik kompakt), Darmstadt 2019
  • Heidloff Herzig, Guido, Die Musik der Renaissance (= Musik kompakt), Darmstadt 2019
  • Petersen, Birger, Die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts (= Musik kompakt), Darmstadt 2020
  • Koch, Lars-Christian, Musikethnologie (= Musik kompakt), Darmstadt 2020

Musik aus der Kartause Freiburg – 2019

Plakatausstellung im Foyer der UB Freiburg im Rahmen eines Lehrprojektes des Musikwissenschaftlichen Seminars Freiburg unter der Leitung von Dr. Stefan Häussler. 

Die Musik aus der Kartause Freiburg ist verklungen, aber nicht spurlos verschwunden: Die Kartause zählt zu den untergegangenen Klöstern in Freiburg. Die Gebäude, in denen während des Mittelalters gesungen wurde, stehen nicht mehr. Doch sind die Gesänge in notierten Handschriften überliefert. Sie können wiederentdeckt und zum Wiedererklingen gebracht werden. Die im Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Freiburg erarbeitete Ausstellung leistet hierzu einen Beitrag. Der Ausstellungsort ist kein Zufall: Die Universitätsbibliothek besitzt mehrere Handschriften des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit mit Musiknotation, die aus der Kartause Freiburg stammen. Anhand von Themen wie Mariengesänge, Hymnen, Sänger etc. treten Bezüge zur Musikgeschichte und Stadtgeschichte Freiburgs hervor. Die Handschriften sind von der UB digitalisiert worden und online abrufbar.

SFB 1015 – Muße – seit 2017

R1 – Muße und musikalische Immersionserlebnisse

Das Teilprojekt untersucht musikalische Immersion als phänomenale Erscheinungsform von Muße und die Grenzen zur Muße. Ausgehend von der These, dass Klang eine virtuelle Raumzeitlichkeit erlebbar machen kann, fragt das Teilprojekt nach Diskursivierungen und kompositorischen Inszenierungen von Immersionserlebnissen: zum einen im späten 18. Jahrhundert, wo sich in Musikschrifttum und musikalischen Gestaltungsformen das Immersionserlebnis als neues musikästhetisches Paradigma abzeichnet; zum anderen in der musikalischen Gegenwartsästhetik, wo immersive Erlebnisformen virtueller Medientechniken musikalisch aufgegriffen werden.

Sound Caching – bis 2016

SoundCaching ist ein Projekt nutzergenerierter Soundkartographie, Speicherung, Beschreibung und Austausch durch und auf ubiquitären Medien wie Tablets und Smartphones mit einem hohen spielerischen und kreativen Anteil. Es ist aus einer Studierendeninitiative hervorgegangen und gewann 2014 beim Hochschulwettbewerb »Mehr Bits als Bytes«. Was auf den ersten Blick wie eine auditive Variante eines »Location Based Mobile Gaming« aussieht, enthält bei genauerem Hinsehen ein ganzes Spektrum spannender Fragen und Perspektiven, deren vertiefte Beobachtung zu einem erweiterten Verständnis aktueller kulturverändernder Prozesse führt.

In der Musikwissenschaft sind das Potential mobiler auditiver Medien, die Nutzung, Entwicklung und die damit einhergehenden Auswirkungen und Veränderungen weitgehend unerforschtes Neuland. Selbst in einschlägigen Medienwissenschaften sind die Nutzungsparadigmen moderner Medien nur ansatzweise untersucht. Das Freiburger Lehr- und Forschungszentrum Musik setzt sich damit an die Spitze eines zukunftsweisenden Forschungsbereichs. Die vom SoundCaching-Projekt ausgehende Forschung knüpft interdisziplinär an diverse Fachdiskurse an.

Die Aufmerksamkeit auf und das Sammeln von Umgebungsklängen und Geräuschen tangiert unter dem Aspekt einer performativen Aneignung von Landschaft als räumliche Praxis Teile der Humangeografie und knüpft mit dem Erstellen von Soundkartografien an das Web Mapping der Neogeografie an. Städte und Landschaften werden im Spiel als temporäre Bühnen genutzt. SoundCacher archivieren die Umgebung als Klangquelle, bearbeiten und kommunizieren Sounds und verwenden sie weiter. Dabei verfließen die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten, aber auch zwischen physischen und virtuellen Räumen, wie in derzeitigen soziologischen Diskursen verhandelt wird. Als Akteurinnen und Akteure partizipieren alle, die es wollen, unabhängig von Alter, Bildung und Geschlecht.

Außer in Urban Games spielen Klangkartografien vor allem in künstlerischen Konzepten wie Soundscapes und Sound Walks eine Rolle. Die Fokussierung auf einzelne Klänge und Geräusche, auf Vor- und Hintergrundrauschen, auf Richtungshören und Aufmerksamkeitsswitchen zwischen einzelnen Klangereignissen hat zu einem gesteigerten Interesse an neuer cross- und multimodalen Wahrnehmungsforschung geführt. Hören spielt darin eine prominente Rolle sowohl in Bezug auf die Klangphänomenologie als auch in Bezug auf die heutige Praxis mobilen Hörens. So diskutieren unter dem Stichwort »iPod Culture« hauptsächlich Vertreterinnen und Vertreter aus Soziologie, Pädagogik, Musikwirtschaft und Technikgeschichte das Phänomen und was es für die Perzeption und die Rezeption audiovisueller Signale bedeutet.

Durch die spielerische Handlung mit Alltagsgeräuschen wird die Aufmerksamkeit auf deren versteckten Potentiale geweckt. Künstlerinnen und Künstler entwickeln dabei eigene, als ›Klangforschung‹ verstandene Aktionen. Hier entstehen Schnittstellen zu neuen Formaten der Wissensgenerierung zwischen kognitiver und sensorischer Erfahrung wie Erkenntnis, die zu erweiterten ästhetischen Fragestellungen führen. Darüber hinaus lassen sich Verbindungen zu historischen Kunstrichtungen wie »Land Art«, »Soundscapes« und Geräuschkompositionen ziehen, auch zu aktuellen Themen wie den historischen Klangarchiven und historischen Klangkonzepten. Vor allem kann die vom SoundCaching ausgehende Forschung auch antizipierend Fragen entwickeln, etwa zum 3-D-Hören in der »digital Concerthall« und die weitergehende Forschung, was das für die Rezeption von Musik bedeuten kann.

Projektleitung Forschung:

Prof. Dr. Janina Klassen (j.klassen@mh-freiburg.de), Prof. Dr. Rainer Bayreuther (rainer.bayreuther@mh-trossingen.de), Dr. Anne Holzmüller (anne.holzmueller@uni-marburg.de).

Weitere Informationen:

Hochschulwettbewerb 2014

Wissenschaft im Dialog

Wissenschaftsjahr 2014

Stuttgarter Buxtehude Ausgaben – seit 2015

Schon seinen Zeitgenossen war die Abkürzung „D. B. H.“ ein Begriff: Dieterich Buxtehude (1637–1707) war Organist erst in Helsingør, dann in Lübeck, wo er zugleich ein umfangreiches Wirken als Ensemblechef entfaltete und vielen Musikern Orientierung gab. Der prominenteste ist Johann Sebastian Bach, der ihn zu seinen wichtigsten Kunst-Vorbildern rechnete.
Nicht zuletzt deshalb hat sein Werk, das (für einen Musiker seiner Zeit) überdurchschnittlich breit überliefert ist, seit Generationen in Musikleben und Musikforschung einen Platz. Doch erst zwei „runde Jubiläen“ führten der Musiköffentlichkeit vor Augen (und Ohren), wie sehr Buxtehude eine eigenständige, zentrale Musiker-Persönlichkeit des 17. Jahrhunderts war.

Die Gedenkfeiern zu seinem 350. Geburtstag 1987 boten eine Startgrundlage, diejenigen zu seinem 300. Todestag 2007 den entscheidenden Durchbruch. Diese Entwicklungen hat der Carus-Verlag Stuttgart mit seinen „Stuttgarter Buxtehude-Ausgaben“ begleitet.

2015 vereinbarte der Carus-Verlag mit dem Freiburger Musikwissenschaftlichen Seminar eine langfristige Zusammenarbeit, um wissenschaftlich fundierte Einzelausgaben der Vokalmusik Buxtehudes für die musikalische Praxis vorlegen zu können. Die Editionen werden im Wesentlichen von fortgeschrittenen Studierenden erarbeitet: etwa im Masterstudium oder (bei entsprechender Eignung) in der Abschlussphase des Bachelorstudiums. Die Editorinnen und Editoren werden am Seminar betreut, arbeiten aber dem Verlag gegenüber in eigener Verantwortung.

2017 erschien, von Violetta Brehm herausgegeben, das erste „Freiburger“ Heft im Druck. Sämtliche erhältlichen Ausgaben (auch aus vorigen Entstehungsphasen der Serie) finden sich unter https://www.carus-verlag.com/komponisten/buxtehude/.

Damit kehrt Buxtehude – unter grundlegend gewandelten Bedingungen – sozusagen an das Musikwissenschaftliche Seminar zurück. Denn kurz nach seiner Gründung, in den 1920er-Jahren, wurde bereits die erste Buxtehude-Gesamtausgabe zeitweilig von Freiburg aus betreut!

Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster

Notenreihe „Musik zwischen Nord- und Ostsee“ – seit 2013

Die Notenreihe flankiert die Projekte „Orgeln an der Nordsee – Kultur der Marschen“ und „Johann Philipp Förtsch und Georg Österreich“. 2013–15 wurde sie im Laufe des EU-Projekts „Musik und Religion zwischen Rendsburg und Ribe / Musik og religion mellem Rendsburg og Ribe“ (http://www.interreg4a.de/wm405858) begründet. Nach dessen Ende wird sie als Kooperation zwischen dem Landeskirchenmusikdirektor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland und dem Freiburger Musikwissenschaftlichen Seminar fortgeführt. Mehrere Hefte sind aus Editionsseminaren des Freiburger Musikwissenschaftlichen Seminars hervorgegangen.
Die Notenreihe hat das Ziel, Musikwerke aus den Gebieten zwischen Nord- und Ostsee in wissenschaftlich fundierten Ausgaben für die musikalische Praxis zu erschließen. Sie werden in frei zugänglichen Notenausgaben bereitgestellt.

Zu mehreren der größer besetzten Werke liegen entsprechende Materialien vor. Sie haben zumeist kein professionelles Aussehen und sind nach den Wünschen von Kooperationspartnern des Projekts provisorisch für einzelne Aufführungen erarbeitet worden. Gleichwohl kann dieses Aufführungsmaterial auch anderen kostenfrei zugänglich gemacht werden. Interessierte nehmen bitte Kontakt mit konrad.kuester@muwi.uni-freiburg.de auf.

Musik in Luthers Messe – seit 2013

Im lutherischen Gottesdienst, so liest man allenthalben, wurde das Volk aktiv: Der einstige Messgesang wurde durch Lieder in der Volkssprache ersetzt. Doch die historischen Quellen bestätigen dieses Bild nicht – überhaupt nicht.
Was aber wurde stattdessen gesungen? Im Detail fällt die Antwort vieler Quellen vage aus, doch eines ist klar: Gesungen wurde fast alles, auch die (volkssprachigen) Lesungen und Gebete. Gesprochen wurde nur die Predigt. Im Prinzip blieb der Ablauf der alten Messe gewahrt; sie erhielt nur in ihrem zweiten Teil, nach der Predigt, ein eigenes Profil, weil hinsichtlich des Abendmahls die Auffassungen der sich entwickelnden Konfessionen auseinandergingen.
Aus musikhistorischer Sicht kommt eine Frage hinzu: Wie lässt sich mehrstimmige Musik in diesem frühen Gottesdienstverständnis der Lutheraner unterbringen?

Natürlich stand es nicht im Belieben eines Kirchenmusikers, welche Musik er „aufführen“ wollte – es ging allein darum, ob bestimmte Texte bzw. Gesänge der Messe nicht ein , sondern mehrstimmig dargeboten werden sollten. Doch das Angebot an Musik wirkt diffus und zugleich überreich. Klärungen wirken schwierig.

In einem deutsch-dänischen Projekt konnte eine erste Rekonstruktion vorgenommen werden: Als Dänemark das Luthertum 1536 zur Staatsreligion erklärte, wurde landesweit eine Gottesdienst-Form definiert, die „wiedererkennbar lutherisch“ sein musste. Für die Texte gibt es daher durchweg deutsche Äquivalente. Und: An der Schule der Domkirche in Ribe (Nordsee) sind in einem Inventar die Noten-Anschaffungen für genau diese Liturgie dokumentiert. Durchweg handelt es sich um Musik, die auch für deutsche Lutheraner im Fokus stand.

Die liturgischen und musikalischen Informationsschichten wurden zusammengeführt und werden seit 2015 in mehreren Veranstaltungen öffentlich präsentiert bzw. begleitet.
In den Domkirchen von Ribe (dänisch) und Schleswig (deutsch)

Gefördert als Teilprojekt durch: Europäische Union, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, Programm Interreg IV A (2013–15)

Programm (Deutsch): PDF

Programm (Dänisch): PDF

Pressedokumente:

https://www.kristeligt-dagblad.dk/kirke-tro/til-hoejmesse-som-paa-luthers-tid (Dänisch) http://www.shz.de/lokales/schleswiger-nachrichten/gottesdienst-wie-zu-luthers-zeiten-id9501136.html (Deutsch)
m Bremer Dom, Ensemble Weser-Renaissance, Leitung: Manfred Cordes

Mitschnitt durch Radio Bremen für NDR Kultur. Gefördert u. a. durch die Bundesbeauftragte für Kultur aus Mitteln der Luther-Dekade

Film über das Projekt:

Film: Pressestelle der Universität Freiburg (Manuel Devant), in Kooperation mit: Universität Bremen, Department of Mathematics and Computer Science (Prof. Dr. Manfred Wischnewsky)
Ensemble Musica Ficta, Kopenhagen, Leitung: Bo Holten

Gefördert u. a. aus dem Reformationsjubiläums-Fonds des dänischen Folketing

Zur Veranstaltung:

https://da.eventbu.com/ribe/rekonstruktion-af-luthersk-gudstjeneste-anno-1560/1824540 (Dänisch)

Umfassende Informationen über die CD (Thomissøn’s Easter: Reconstruction of a Lutheran service in Ribe Cathedral, 1560, featuring Clemens non Papa’s Missa Virtute magna) und Hörproben: www.dacapo-records.dk/en/recordings/thomissons-easter
An der Orgel in Rysum (Ostfriesland), gebaut um 1441/42 und noch einmal verändert 1513, wurde liturgische Orgelmusik aus den ersten 100 Jahren dieses Instruments zusammengestellt und im Rahmen des 18. Krummhörner Orgelfrühling im Mai 2019 zur Aufführung gebracht. Unmittelbar anschließend produzierten Lorenzo Ghielmi (Orgel) und die Sänger des Ensemble Biscantores eine CD des Programms; sie  erschien im März 2020 beim Label www.passacaille.be/.
Beratung bei der Konzertplanung des Ensembles Weser-Renaissance in dessen Projekt "Im Herzen Europas: Musik aus dem alten Breslau".

Heinrich Schütz, Symphoniae Sacrae II (Edition) – 2000-2012

Mit den „Symphoniae Sacrae II“, 1647 erschienen, hat ihr Komponist das moderne Concerto-Prinzip italienischer Prägung, in dem virtuose Instrumental- und Vokalparts miteinander verbunden sind, auf deutsche Texte angewandt. Er war damit nicht der erste; doch haben die Werke dieser Gattung einen besonderen Schub gegeben – vor allem unter dem Eindruck der Musikformen Norddeutschlands und Dänemarks, in denen die Orgel und ihre Kombinationsmöglichkeiten mit Stimmen eine besondere Rolle spielte.

In einem Editionsprojekt mit Studierenden des Musikwissenschaftlichen Seminars wurde die Ausgabe erarbeitet, die nach einer längeren Unterbrechung schließlich 2012 erschien.

Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster

Mitwirkende studentische Editorinnen und Editoren:

  • Alexander Bergel Nr. 8, SWV 348a
  • Daniel Beyer Nr. 10
  • Urszula Cykowska-Stollbrink Nr. 4
  • Stefan Häussler Nr. 27
  • Eva Lichtenberger Nr. 12, SWV 352a
  • Katharina Löthe Nr. 6–7, SWV 346a
  • Verena Monnier Nr. 21, SWV 361a
  • Arne Muus Nr. 5, Nr. 24
  • Lydia Naumann Nr. 26
  • Yuri Preiter Nr. 13
  • Maria Richter Nr. 16, Nr. 23
  • Gunnar Ritter Nr. 25
  • Christian Schaper Nr. 11, Nr. 20
  • Franziska Schnoor Nr. 3, Nr. 18
  • Holger Stodtmeister Nr. 22
  • Markus Zepf Nr. 14–15
Nähere Informationen: http://www.carus-verlag.com/2091100.html

Besseler und Heidegger – bis 2011

Eine Freiburger Konstellation von Musikforschung und Phänomenologie

Projektleitung: PD Dr. Rainer Bayreuther

Im Mittelpunkt des Projekts steht das Œuvre des Musikforschers Heinrich Besseler (1900–1969) von seinen akademischen Anfängen nach dem Ersten Weltkrieg bis 1938. Besseler ist für die Geschichte des Fachs Musikwissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine zentrale Figur. Vor allem auf ihn geht zurück, dass die deutsche Musikwissenschaft dieser Zeit ihre Aufgabe darin sah, die Musik in den Vollzügen der Lebenswelt zu erforschen. Im Nationalsozialismus stellte sich dies dann als eine auf Germanentum und die arische Rasse eingeengte Erforschung der Musik des Volks dar.

Ziel des Projekts ist, die Genese dieser Ausrichtung der deutschen Musikforschung auf die Lebenswelt jeweiliger musikalischer Phänomene zu erforschen, zu problematisieren und ihre innere Systematik herauszuarbeiten. Der Fokus liegt dabei auf dem Austausch des jungen Besseler mit Martin Heidegger und mit der phänomenologischen Forschung im Freiburg der 1920er Jahre. Aus dieser Materialbasis heraus werden die allgemeinen musikphilosophischen und ästhetischen Problemstellungen einer Musik des Politischen entwickelt.

Das Projekt umfasst folgende Aspekte:

– Erforschung des Einflusses des phänomenologischen Denkens Heideggers auf Besseler – Edition der Briefwechsel Heidegger-Besseler und Heidegger-Wilibald Gurlitt – Entwicklung einer allgemeinen Theorie des Politischen von Musik

Das Forschungsprojekt wird von der Fritz Thyssen-Stiftung finanziert und läuft bis zum 31.12.2011.

Johann Philipp Förtsch und Georg Österreich – seit 2002

Zum Jahrtausendwechsel waren diese beiden Komponisten kaum einmal den Spezialisten bekannt; nur 3 kleinere Werke mit einem Gesamtumfang von 52 Seiten waren als Neuausgaben erschienen. Förtsch jedoch legte aufgrund seiner umfassenden Erfahrungen an der Hamburger Oper einen Grundstein für die protestantische Kantatenkultur; Österreich leistet mit seinem Werk einen entscheidenden Beitrag darin, den Weg von der Generation Bachs und Händels zurück ins 17. Jahrhundert zu finden. Österreichs Rolle ist dabei teils die des Musiksammlers; die vielfach als „Sammlung Bokemeyer“ bekannten Bestände wurden weitestgehend von ihm zusammengetragen.

Beide Musiker wirkten an Schloss Gottorf in Schleswig; der Kirchenraum (und damit die originale Akustik dieser geistlichen Musik) ist unverändert erhalten geblieben. Mit der Notenausgabe „Musik zwischen Nord- und Ostsee“ wird zugleich der musikhistorische Kontext dieser Musikkultur erschlossen. Einige der Ausgaben wurden in Lehrveranstaltungen vorbereitet.

Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster
  • Europäische Union, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, Programm Interreg IV A (2013–15)
  • Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien (2012–13)
  • Bundesministerium für Forschung und Technologie (2002–03)
  • Ev.-luth. Kirche in Norddeutschland (2013ff.)
  • ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (2007)
  • Die Braunschweigische Stiftung (2015)
  • Wissenschaftliche Gesellschaft in Freiburg im Breisgau (2015)
  • Freundeskreis Schloss Gottorf (2013)
  • Ensemble Weser Renaissance, Prof. Dr. Manfred Cordes (Hochschule für Künste, Bremen): seit 2012
  • LKMD Hans-Jürgen Wulf (für die Kirchenmusik der Nordkirche): seit 2013
  • Norddeutscher Rundfunk: seit 2012
  • Musica Ducale/La Capella Fiata, Roland Wilson: 2007
  • Deutschlandradio Kultur: 2007

Orgeln an der Nordsee: Kultur der Marschen – seit 1995

In den Marschlandschaften an der Nordsee entwickelte sich seit dem 15. Jahrhundert eine Musikregion eigenen Gepräges. Ihr uneingeschränktes Zentrum ist (ganz anders als in anderen Gegenden Europas) die Orgel. Kaum eines der Dörfer in dieser einst extrem reichen Agrarlandschaft entzog sich dieser Orgelbegeisterung; schon im 16. Jahrhundert war die Orgel ein flächendeckendes Charakteristikum dieser vermutlich „ältesten Orgellandschaft der Welt“, die bis heute mit ihren Instrumenten Aufsehen erregt, nicht zuletzt mit den Orgeln von Arp Schnitger (1648–1719).

Offensichtlich weil diese Orgellandschaft anders ist als andere Musikregionen Europas, spielte sie im musikhistorischen Bewusstsein kaum eine Rolle. Zwar kennt und bewundert man seit langem die Instrumente, doch die Frage stellte sich nicht, warum sich dieser Orgelreichtum in gerade dieser Region ausbildete.

Es waren die Einwohner, die ihn schufen; sie setzten den herausragenden materiellen Wohlstand einer „freien" agrarischen Gesellschaft für spezifische kulturelle und religiöse Interessen ein. Damit entstand schon in den Jahrzehnten um 1500 eine gesamteuropäisch prägende Kulturform, die sich im Lauf von Generationen weiter konsolidierte. Erst in jüngerer Zeit rückte sie (auch im Sinne von Strukturschwäche des industriellen Zeitalters) aus dem Gesichtskreis.

Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster
Im Rahmen des Projekts werden seit 1995 die erforderlichen Informationen gesammelt: auf der Ortsebene ansetzend. Auch studentische Arbeitsabschnitte sind enthalten, so die Projekte zur Quellenforschung, die 2007–10 in Verbindung mit der „Stiftung für Kunst und Kultur“ in Stade durchgeführt wurden. Die Ergebnisse werden nicht nur in wissenschaftlichen und überregionalen Formaten sowie in Notenausgaben publiziert, sondern auch auf regionaler Ebene verfügbar gemacht. Hierbei übernimmt seit 2013 eine Wanderausstellung eine Vermittlungsaufgabe: teils innerhalb des breiteren Nordsee-Tourismus, teils im Rahmen größerer Musikfestivals auch außerhalb des Nordseeraumes. Denkbare Ansätze einer überregionalen In-Wert-Setzung wurden 2010 in einer Kooperation mit dem Institut für Management und Tourismus (seit 2020 "Deutsches Institut für Tourismusforschung") an der Fachhochschule Heide (Holstein) erarbeitet. Zur PDF-Datei
Der Fortbestand dieser Musikkultur ist (gemeinsam mit der gesamten Region) wie seit Jahrhunderten von funktionierendem Küstenschutz abhängig. In jüngerer Zeit kommen mit der Erderwärmung und dem Ansteigen der Meeresspiegel zusätzliche Herausforderungen hinzu. Begeisterung für die historischen Orgeln kann ein Schlüssel dazu sein, sich den Bedarf individueller Anstrengungen zum Klimaschutz bewusst zu machen und diese zu verstärken. Dies zu unterstreichen ist eine Kernaufgabe in der Fortentwicklung des Projekts. Vgl. hierzu auch:

 
  • Europäische Union, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (2008, 2010); Programm Interreg IV A (2013–14)
  • Beauftragte*r der Bundesregierung für Kultur und Medien (2012–13, 2019)
  • Land Schleswig-Holstein mit Fördermitteln der Europäischen Union (2008, 2010)
  • Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg (2018–19)
  • Ev.-luth. Kirche in Norddeutschland (2010, 2012–13, 2015, 2019)
  • Ev.-luth. Landeskirche Hannovers (2007, 2012–13, 2015, 2019)
  • Evangelische Kirche in Oldenburg (2012–13, 2015, 2018)
  • ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (2007)
  • Orgelakademie Stade mit Mitteln des Landes Niedersachsen (2005–07)
  • Verband der Freunde der Universität Freiburg i. Br. (2002)
Nordelbische Kirchenzeitung, 20. April 2008
  • Studentische Arbeit in Stade:
Stader Tageblatt, 21. August 2008
  • Norddeutsche Orgelmusik aus klassisch-romantischer Zeit:
Evangelische Zeitung Niedersachsen, 28. September 2008

  Ausstellung im Alten Land 2007:

Im Film: Ausstellung „Gott allein die Ehre: Der Orgelreichtum im Alten Land“ (2007): https://www.youtube.com/watch?v=01ty4ObRitw  
Um diese besondere Kulturform einem breiteren Publikum bekannt zu machen, wurde eine Wanderausstellung entwickelt. Sie besteht aus vier transportablen Modulen; in ihnen werden vier Themenfelder in Wort und Bild, in Video- und Audio-Elementen sowie einfachen interaktiven Elementen dargestellt:

  • die Anfänge des 15. und 16. Jahrhunderts, die zur Formierung der Orgellandschaft führten;
  • die Orgel als Brennpunkt kulturhistorischer Interessen (z. B. Funktion der Orgel, Orgelbau, Materialbeschaffung, kulturelle Ziele der historischen Gesellschaft etc.);
  • die Theologie und das kirchliche Leben, die - in den unterschiedlichen Konfessionen - die Orgelkultur der Marschlandschaften stützten und begleiteten;
  • die Organisten: als Komponisten, als "Menschen vor Ort" und als Musiker im Wechselspiel mit den Metropolen.
Die Ausstellung wurde 2013 erstmals präsentiert. Seitdem ist sie an 57 Orten (Stand 2020) in den nördlichen Niederlanden, in Deutschland (Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern) und in Süddänemark gezeigt worden: u. a. in Kirchen, Museen und Tourismuszentren.

Auch bei einigen überregionalen Veranstaltungen war die Ausstellung zu Gast, darunter:

  • Deutscher Evangelischer Kirchentag Hamburg 2013
  • Krummhörner Orgelfrühling 2013 (Pilsum)
  • Trilateral Danish-German-Dutch Governmental Conference on the Protection of the Wadden Sea 2014 (Tønder, DK)
  • Festival "Gottorfer Hofmusik" 2014 (Schleswig)
  • Orgelfestival Sønderjylland-Schleswig 2014 und 2015 (mehrere Orte)
  • Internationale Orgelkonzerte Norden (Ostfriesland) 2015
  • Sommerkonzerte im Verbund "Stichting Groningen Orgelland" 2015, 2016, 2017 (mehrere Orte, NL)
  • Festival MixTour Lemgo 2016
  • Gedenktage zum 350. Todestag von Melchior Schildt 2017 (Hannover)
  • Internationaler Orgelsommer Altenbruch/Cuxhaven (2018)
  • Veranstaltungen zum 300. Todestag des Orgelbauers Arp Schnitger, darunter Jahrestagung der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V.. in Hamburg (ferner Oldenburg und Glückstadt) 2019
  • Im Beiprogramm des 94. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft e.V. in Rostock-Warnemünde 2019
Ferner als Sonderausstellung im Museum Altes Land Jork (2013), im Museum Nationalparkhaus Fedderwardersiel (2014) sowie im Museum Kranichhaus Otterndorf und im Orgelmuseum Malchow (beide 2016).
Die drei Filme der Ausstellung in voller Länge: In Kooperation mit https://www.justusworbsfilm.de/ Einführungsfilm:  Orgelkultur und Musiktheologie:  Die Funktion der Orgel:  Der Orgelbauer Arp Schnitger (1648–1719): 300. Todestag 2019 Multimediale Präsentation zu Leben und Werk unter: https://www.orgelstadt-hamburg.de/arp-schnitger/ Orgelkultur und Meeresspiegelanstieg (2021) Mit einer Online-Vorlesung des Sommersemesters 2021 wird dieses Thema in einen größeren kulturhistorischen Rahmen gestellt, der zugleich auf den Bedarf hinweist, dass kultur-/historische Disziplinen im Hinblick auf Folgen des Klimawandels zu Wort melden. Auch als interaktives Objekt verfügbar (Sprecher- und Präsentationsfenster können frei in den Vordergrund geholt oder auf Fullscreen geschaltet werden)
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