Leitbild

Die Wertschätzung der Fachtraditionen historischer Musikwissenschaft, die Freiburger Gelehrte mitgeprägt haben, pflegen wir genauso wie die Öffnung des Fachs für neue Gegenstände und Methoden. 

Die Historizität aller Formen von Musik – als kreative und handwerkliche Praxis, als „schöne Kunst“, als Reflexionsform, als soziale Interaktion und als kulturelle Identität – ist das fachliche Paradigma des Musikwissenschaftlichen Seminars. Musikalische Phänomene in ihrer Geschichtlichkeit zu verstehen und zu vermitteln ist das Ziel von Studium und Lehre:

  • Wir fragen nach der Geschichte musikalischer Strukturen und stimmen darin mit der historisch orientierten Musiktheorie an der Hochschule für Musik überein, die in diesem Bereich eine führende Institution ist.
  • Wir fragen nach der Geschichte musikalischer und musikbezogener Texte. Paläographie und Philologie sind zentrale Elemente von Forschung und Lehre in Freiburg. Die digitale Wende in diesen Bereichen mitzugestalten, zählt zu den aktuellen Zielen des Seminars.
  • Die Geschichte musikbezogener Medien interessiert uns auch in Ihrer materiellen Vielgestaltigkeit. Wir arbeiten an Schriftrollen, Codices, Druckerzeugnissen, aber auch an Tonaufnahmen sowie den Instrumenten musikalischer Produktion und Reproduktion.
  • Neben ihrem philologisch erfassbaren Textstatus ist Musik im Kern Handlung und Performanz. Die Nähe zur Hochschule für Musik bietet Raum für Reflexion und praxisorientiertes Forschen und Lernen, etwa im Bereich der historischen Aufführungspraxis.
  • Als Korrelat der Sinnlichkeit von Musik gehört die Geschichte des Hörens und die Geschichte der Musikästhetik zu den Gegenständen, denen sich die Musikforschung in Freiburg an Universität und Musikhochschule widmet.
  • Wir fragen auch nach der Geschichte der rituellen, sozialen und kommunikativen Funktionen von Musik und damit nach ihrer kulturellen Verortung.
  • Die Geschichte von Geschlechterverhältnissen und sozialen Machtstrukturen in Institutionen des Musiklebens, in Kunstwerken, Praktiken und Historiographie ist daher ein wichtiger Gegenstand.
  • Gleiches gilt für die Geschichte von Regionalität und Globalität von Musik. Ein Verständnis für (Post-)koloniale Strukturen im Kontext europäischer Musik sowie für die Geschichtlichkeit außereuropäischer Musikkulturen zu entwickeln und zu vermitteln ist die Voraussetzung dafür Musikgeschichte als eine verflochtene – als „entangled history“ – wahrnehmen zu können.

Wenn Historizität das Paradigma ist, dann bildet das Überschauen größerer Zeiträume die Voraussetzung. Daher vertritt das Musikwissenschaftliche Seminar als Kernkompetenz europäische Musik von ihren spätantiken und mittelalterlichen Grundlegungen bis in die jüngste Vergangenheit in ganzer Breite, kontrapunktiert durch Gegenstände historischer Ethnomusikologie. Dieses Portfolio verstehen wir als Baustein im Kontext musikbezogener Forschung in Freiburg, der sich produktiv mit den künstlerischen, musiktheoretischen und pädagogischen Schwerpunkten der Hochschule für Musik und den kulturwissenschaftlichen Schwerpunkten des Zentrums für populäre Kultur und Musik verbinden und das Wissen anderer Fächer der ALU zur universitas ergänzen soll.

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